Freitag, 7. Mai 2010

Können Frauen denken?

In der aktuellen Ausgabe der NEON wird in einem Artikel die Situation von von Frauen betriebener Blogs bemängelt: Es befänden sich kaum politische oder gesellschaftskritische Blogs darunter, derartige Seiten würden vornehmlich von Männern unterhalten. Frauen hingegen tauschten sich am liebsten über Nähen, Häkeln, Stricken und die alltäglichen Probleme von Hausfrauen und Müttern aus. Ich stehe folgendermaßen dazu:

Ich mag Handarbeit. Ich mag es, in einer hübschen, nach meinem Stil eingerichteten Wohnung zu wohnen. Ich mag es, mich bunt und hübsch zu kleiden. Ich mag Näh- und Dekotagebücher lieber als Politikgezeter.

Allerdings bin ich wohl in gewissem Maße auch eine Feministin. Jedenfalls würden das wohl andere über mich sagen, auch wenn ich das früher negierte, mit der Behauptung, für mich sei Gleichberechtigung selbstverständlich und daher müsse ich dafür nicht vehement eintreten. Auch möchte ich keine Besserstellung der Frau. So langsam schwant mir aber, dass das mit der Gleichberechtigung nicht ganz so fortgeschritten ist.


Die typische Rollenverteilung ist gerade hier im konservativen Schwabenländle (aus dem ich ja Gott sei Dank bald weg bin), aber durchaus auch anderswo, fest in den Köpfen verankert:

Nachdem ich mein erstes Examen mit Bestnote bestanden hatte und mich an die Doktorarbeit machte, fragte meine Oma mich allen Ernstes: "Ach, und du bist jetzt also nur noch Hausfrau?"

Man fragt grundsätzlich mich, ob ich nicht noch eine Zucchini aus dem Garten mitnehmen will, denn da könne ich ja noch eine schöne Suppe draus kochen.

Im DAV wird natürlich mein Mann als Vollmitglied eingestuft und ich nur als B-Mitglied, obwohl ich das ausdrücklich offen gelassen hatte.

Was mich aber auch nervt, ist diese neue Masche, dass Hausfrauen und Mütter ihre Stellung mit Beschreibungen aufwerten wollen: "Ich bin Managerin, Ärztin, Reinigungskraft, Köchin, Chauffeurin, bla bla bla"
NEIN! Ihr seid Mutter und Hausfrau und sonst nix. Da muss man auch mal zu stehen. Da gibts nix zu beschönigen. Wenn man sich dazu entscheidet, der Gesellschaft seinen Uterus zu opfern, so muss man wohl damit leben. Ich halte lieber meinen Kopf hin und leiste wertschöpfende Denkarbeit.

Nun fragt sich vielleicht der ein oder andere, warum ich das hier nun auf meinen "Mädchen-Deko-Schöne-Sachen-Blog" postiere: Ganz einfach, weil ein Mensch viele Seiten hat. Nur weil man für Gleichberechtigung eintritt, heißt das noch nicht, dass Frauen nun männlicher werden oder Männer weiblicher. Was auch immer das heißen soll. Ich finde, dass jeder seine persönlichen Interessen verwiklichen können muss. Ich häkele gerne, finde Aerobic toll, kümmere mich ums Wäschewaschen, ziehe gerne bunte Sommerkleidchen an und freue mich über einen neuen Haarschnitt oder ein neues duftendes Duschgel. Gleichermaßen tapeziere ich aber auch gerne meine Wohnung, schleppe Umzugskisten, laufe ungewaschen drei Wochen mit einer Wechselschlüpfer über die Alpen und kacke auf einen Berg und finde die GALA scheiße.

Mehr dazu und zu der Frage, warum es Frauensaunas aber keine Männersaunas gibt, später.

Danke auch an infemme, die mir mit ihrem lachmuskelzerreißenden Blog den Anstoß zu diesem Beitrag gegeben hat.

3 Kommentare:

  1. Puh, ein Dauerbrenner...
    Da könnte wohl jede so ihre Geschichten erzählen. Ich erinnere mich z.B. an die letzte Wohnungssuche, ein Kind im Schlepptau und hochschwanger wurde ich offensichtlich als Hausfrau "erkannt", und nur Philip nach seinem Arbeitsverhältnis befragt, dabei hatte der grade frisch seine erste Stelle angetreten und ich (trotz Schwangerschaft und Kleinkind) bis dahin die Familie alleine mit meinem Job ernährt, boah hat mich das angekotzt!
    Aber zum Glück ist es jetzt z.B. in unserem Kindergarten fast ausgeglichen, wer die Kinder holt, ich sehe viele Eltern die sich die Arbeit aufteilen, Väter in Elternzeit (zugegeben eher noch selten)usw. Das lässt doch hoffen, die nächste Genration könnte zumindest schon gedanklich etwas anders gefestigt sein.
    Aber auch bei uns bin ich diejenige, der die Kochtipps gegeben werden und die Frage was ich denn so beruflich mache kommt eigentlich nur von anderen arbeitenden Müttern...
    Im Gespräch mit anderen Müttern hatte ich letztens den Verdacht, daß nicht alle einen so ausfüllenden Beruf haben wie ich (und ich schätze z.B. Du auch), wenn ich schon höre "die geht arbeiten", das klingt so angenervt, vielleicht ist auch manche der Mütter froh, den ungeliebten Job los zu sein.
    Und zu den gesellschaftskritischen Themen in Frauenblogs: Wenn ich einen Nähblog eröffne, schlage ich nur im Ausnahmefall andere Themen an, und das ist auch gut so! Ich mag die Focussierung auf ein Thema, es muss nicht immer alles zum Nachdenken anregen und politisch hochbrisant sein, es darf auch Sachen geben, die nur den schönen Dingen gewidmet sind. Und ausserdem gibt es durchaus solche Töne, auch in Nähblogs, dafür muss man die aber etwas ausdauernder lesen...
    So, das war ein langer Kommentar, ich geh dann mal wieder zum KiGa, *seufz*
    LG, Katharina

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  2. Hallo,

    ich habe deinen BLog gerade erst entdeckt, aber du sprichst mir so aus der Seele und dem Herzen. Genau so sehe ich auch. Man muss nicht nur Frau bzw. Mama sein. Man soll auch seine andere Seite zeigen dürfen, ohne direkt als unweiblich dargestellt zu werden.
    Mir ist es auch schon oft so gegangen, da ich in einem (fast) reinem Männerberuf arbeite (Handwerk eben) und dort war ich dann nur die, die auch hart anpacken kann und sich nicht zu fein ist für alles. Tja, und dann wurde ich schwanger und ich durfte (gesetzmäßig) nicht mehr alles machen. Ab da war ich dann die, die sich anstellt, denn das wäre ja alles nicht so wild und mal eben schwere Kisten tragen oder mit gesundheitsgefährdenden Lösungsmitteln arbeiten ist doch normal, oder!? Nun gut, ich habe mich letztenendes freistellen lassen und bin seitdem Hausfrau und Mama. Zum Glück hat mein Mann (der weltbeste Anwalt ;-) alles regeln können). War aber eigentlich von meiner Seite nicht so gedacht, aber egal.
    Sorry für den langen Text, aber du scheinst bei mir was ausgelöst zu haben!

    Liebe Grüße
    Jennifer

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  3. Meeensch, jetzt muss ich Dir doch endlich mal einen Kommentar hinterlassen - habe ich bisher immer verschwitzt. *MitderHandvordieStirnhau*

    Also, AUFGEFALLEN ist mir Dein Blog vor einiger Zeit wegen Deines Häkelhockers, den ich supertoll finde und dann habe ich mir Deine Seite direkt gespeichert.
    VERLIEBT habe ich mich in Deinen Blog nach diesem Post hier! :-DDD

    Ich könnte zu dem Post jetzt massig schreiben (wenn ich einmal anfange, schreibe ich in der Regel Romane...), aber das ist für so einen Kommentar vielleicht ungeeignet und deshalb stimme ich Dir einfach nur kurz und knapp zu! :-)

    Außerdem mag ich Deine Art zu schreiben sehr - sowohl inhaltlich als auch den Stil und ich hoffe, noch jede Menge Sachen von Dir zu lesen (und zu sehen! Deine Handarbeitssachen sind auch klasse, keine Frage!).

    :-)))

    Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend!

    Liebe Grüße von
    Sandra

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